Prof. Dr. Veronika Hellwig

Veronika Hellwig ist leidenschaftliche Naturstoffchemikern
Prof. Dr. Veronika Hellwig, Technische Hochschule Lübeck

Nach meinem Chemie-Studium (U Freiburg und U Bonn) habe ich in der Promotion (Prof. Steglich, LMU München) neue Sekundärmetabolite aus Pilzen, u.a. das Prinzip von bitteren Röhrlingen untersucht. Pilze sind (ebenso wie viele marine Organismen) kreative Chemiker und so wurde aus mir eine leidenschaftliche Naturstoffchemikerin.

Von 1999-2005 war  ich Laborleiterin/Senior Research Scientist im Pharmaforschungszentrum der Bayer (HealthCare AG) in Wuppertal . In meiner Laborgruppe wurden Naturstoffe (u.a. aus marinen Organismen) für die Leitstruktursuche isoliert, strukturell charakterisiert und chemisch modifiziert – immer im Wechselspiel mit den verschiedenen Indikationsbereichen (v.a. Antiinfektiva), um neben der Struktur auch die biologische Wirkung zu optimieren. Anschließend habe ich im Rahmen einer Juniorprofessur für Ökologische Chemie (an der Leuphana Universität Lüneburg sowie dem heutigen Helmholtz-Zentrum Geesthacht) die Nachwuchsgruppe „Analyse schadstoff-induzierter Proteinexpression“ am Institut für Küstenforschung in Geesthacht aufgebaut und geleitet (2006-2012).

Nach diesen verschiedenen Stationen in Industrie, Universität und außeruniversitärer Forschungseinrichtung bin ich seit 2009 Professorin an der Fachhochschule Lübeck –  berufen für Analytische Chemie und Instrumentelle Analytik. Damit verbunden ist eine  vielfältige und praxisorientierte Lehre v.a. in den Studiengängen  Angewandte Chemie/Chemie- und Umwelttechnik (B.Sc.) und Technische Biochemie (M.Sc.).
Im Rahmen des Kompetenzzentrum Industrielle Biotechnologie (CIB) an der FH Lübeck  führen wir, mehrere Kollegen aus dem Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften, F&E Projekte in enger Kooperation mit industriellen Partnern durch (www.cib-fhl.de). Der Fokus meiner Forschungsarbeiten liegt derzeit  auf der stofflichen Nutzung von Roh- und Reststoffen und der Entwicklung neuer, innovativer Produkte auf der Basis von niedermolekularen Naturstoffen.

Im BMBF-geförderten Projekt VEREMA (2015-2019; Förderlinie IngenieurNachwuchs) untersuchen wir neue Verwertungsmöglichkeiten für die Reststoffströme der Marzipanindustrie: Hierbei werden v.a.  antioxidative Substanzen aus der Mandelhaut und dem Prozesswasser gewonnen  und ihre chemischen Strukturen und Wirkpotenziale bestimmt. In einem nächsten Arbeitsschritt wird ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für neue Einsatzmöglichkeiten von Antioxidantien erarbeitet (BMBF: Projekt des Monats, Mai 2017).

Ein aktuelles Projekt im CIB beinhaltet die Isolierung von biofilm-inhibierenden Sekundärmetaboliten aus Makroalgen zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen gegen multiresistente Keime (zusammen mit Prof. Uwe Englisch; Biospektrum 2/2017, 215-17). Gerade hier bieten sich Anknüpfungspunkte innerhalb des Nordverbunds Marine Biotechnologie an.

Der Nordverbund marine Biotechnologie  stellt sich einer komplexen Aufgabe: Förderung von Wissenschaft und (angewandter) Forschung zur Realisierung der nachhaltigen Nutzung mariner Ressourcen. Wie in den marinen Ökosystemen kann auch hier keiner alles und keiner alleine: Marine Biotechnologie ist nur durch Vernetzung der verschiedenen Arbeitsbereiche aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik realisierbar und Erfolge gibt’s gemeinsam. In diesem Sinne freue ich mich auf die gemeinsame Arbeit im Vorstand!